Freitag, 9. Februar 2007
Wie die Dinosaurier zu ihrem Namen kamen
Wiesbaden (tier-welt) - Die urzeitlichen Echsen, die heute weltweit als Dinosaurier ("Schreckensechsen") bezeichnet werden, hätten beinahe einen ganz anderen Namen erhalten. Der Frankfurter Forscher Hermann von Meyer (1801-1869, Foto oben) hatte 1830 für die riesenhaften Urweltreptilien den Begriff "Pachypoda" vorgeschlagen, was wörtlich "Dickfüßer" oder "Schwerfüßer" heißt. Diese Bezeichnung wählte er, elf Jahre vor Aufkommen des Begriffs Dinosaurier, in Anlehnung an die Benennung von Elefanten und Nashörnern als Pachydermen (Dickhäuter).
Auf diesen kaum bekannten Umstand weist die CD-ROM "Dinosaurier von A-Z" des Wissenschaftsautors Ernst Probst aus dem Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim hin. Er hat sich durch die Bücher "Deutschland in der Urzeit", "Rekorde der Urzeit", "Dinosaurier in Deutschland" (zusammen mit Raymund Windolf), "Nessie" und "Monstern auf der Spur" einen Namen gemacht.
Hermann von Meyer gilt als der bedeutendste Wirbeltierpaläontologe des 19. Jahrhunderts zumindest in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa. Er war beim Deutschen Bundestag in Frankfurt am Main von 1837 an als "Bundeskassen-Controleur" sowie von 1863 an als "Bundescassier" tätig und untersuchte in seiner Freizeit prähistorische Wirbeltiere wie Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere.
Dutzende von Urzeittieren wie der weltberühmte Urvogel "Archaeopteryx" aus Bayern verdanken Hermann von Meyer ihren wissenschaftlichen Namen. Sein Ruf war so gut, daß ihm viele Entdecker ihre zum Teil spektakulären Funde zur Begutachtung vorlegten. So auch der Nürnberger Arzt Johann Friedrich Engelhardt, der 1834 nahe Nürnberg erstmals in Deutschland ein Dinosaurierskelett geborgen hatte. Meyer benannte diesen Fund 1837 "Plateosaurus engelhardti" ("Engelhardts flache Echse"
"Plateosaurus" lebte in der Triaszeit vor mehr als 210 Millionen Jahren. Skelettreste dieser bis zu zehn Meter langen Dinosauriergattung wurden später auch in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gefunden, was dem Urzeittier den Beinamen "Deutscher Lindwurm" einbrachte.
Den Namen Dinosaurier gab es damals noch nicht, aber auch Meyers Bezeichnung "Pachypoda" hatte sich in der Fachwelt nicht durchgesetzt, zumal sie lediglich in einer Tabelle verwendet worden war. Mehr Glück war dem Paläontologen und ersten Direktor des Britischen Museums für Naturgeschichte in London, Richard Owen (1804-1892), beschieden, der 1841 für die bis dahin bekannten riesenhaften Echsen den Begriff "Dinosauria" vorschlug.
Der wissenschaftliche Name "Dinosauria" (eingedeutscht: Dinosaurier) fand weltweit Anerkennung, obwohl nicht alle damit bezeichneten Urzeittiere den Titel "Schreckensechsen" verdienen. Neben mehr als 30 Meter langen Pflanzenfressern und bis zu sechs Meter hohen Raubdinosauriern wie "Tyrannosaurus rex" gab es auch nur katzengroße "Dinos" wie den Zwergdinosaurier "Compsognathus" aus Bayern. Auch Meyers Name "Dickfüßer" wäre nicht generell richtig gewesen, weil viele Dinosaurier mehrzehige Füße hatten.
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