Freitag, 9. Februar 2007

Was ist Nessie: Saurier, Seeschlange, Todeswurm?



Video "Proof the Loch Ness Monster Exists?" von Youtube

Leseprobe aus der CD-ROM "Nessie" des Wissenschaftsautors Ernst Probst:

Was das „Loch-Ness-Monster“ in Wirklichkeit ist, weiß man bis heute nicht genau. „Nessie“ wurde seit der ersten „modernen Sichtung“ von 1933 unter anderem als Plesiosaurier, Ur-Wal, Seeschlange, Riesenwurm, Dinosaurier, Wasserpferd, Molch, Salamander, Stör, Tintenfisch, Wels, Fluss- oder Seedelphin, Monster-Aal, Wasservogel, Seehund, Seekuh, Wal, Fischotter, Baumstamm, Unterwasserwelle, Froschmann oder Unterseeboot gedeutet.

Plesiosaurier
Weil die Beschreibungen vieler Augenzeugen, die „Nessie“ seit der ersten „modernen Sichtung“ am 14. April 1933 beobachtet haben wollen, am ehesten zu einem urzeitlichen Plesiosaurier passen, halten viele Kryptozoologen das „Ungeheuer vom Loch Ness“ für ein solches räuberisches Urzeit-Reptil. Sogar renommierte Lexika wie der Brockhaus erwähnen die Plesiosaurier-Theorie. Saurierexperten wie der Stuttgarter Wirbeltierpaläontologe Dr. Rupert Wild weisen aber darauf hin, dass die Plesiosaurier bereits vor mehr als 65 Millionen Jahren ausgestorben sind und es ihnen heute im Loch Ness zu kalt wäre.

Ur-Wale
Das „Loch-Ness-Monster“ könnte nach Ansicht des amerikanischen Kryptozoologen Roy P. Mackal ein räuberischer Ur-Wal (Archaeoceti) sein, der sich von Fischen ernährt. Einer der bekanntesten ausgestorbenen Ur-Wale ist der bis zu 20 Meter lange Basilosaurus (Zeuglodon).

Seeschlange
Als Kandidat für das „Loch-Ness-Monster“ gilt auch eine riesige Seeschlange. Dieser Theorie zufolge soll die Seeschlange durch Unterwasser-Tunnels aus dem Meer zum Grund des schottischen Hochlandsees schwimmen.

Riesenwurm
F. W. („Ted“) Holiday, ein schottischer Journalist und Buchautor über das Angeln, vertrat in seinem Buch „The Great Orm of Loch Ness“ (1968) die ungewöhnliche Theorie, das „Loch-Ness-Monster“ sei ein riesenhafter im Wasser lebender Wurm. Dieses Weichtier grabe sich auf dem Grund des Sees ein oder hause in Höhlen. Wenn kein Wind gehe und das Wasser ruhig sei, komme der Wurm ans Ufer des Loch Ness.

Dinosaurier
Nur ganz selten liest man, das „Loch-Ness-Monster“ sei ein bis in die Gegenwart überlebender Dinosaurier. Solche „Schreckensechsen“ sollen auch in afrikanischen Regenwäldern gesichtet worden sein. Nessie“-Fans begehen im Internet gar nicht selten den Fehler, die in Wirklichkeit zu den Flossenechsen (Sauropterygia) gehörenden Plesiosaurier irrtümlich den Dinosauriern (Saurischia und Ornithischia) zuzurechnen.

Wasserpferd
Sogar die seit Alters her in Schottland bekannten mythischen Wassergeister in Pferdegestalt („Kelpies“, „Water Horse“ oder „Each Uisge“ genannt) werden mitunter als „Loch-Ness-Monster“ gedeutet. Einst hieß es, sie lauerten im Schilf, warteten auf arglose Menschen, die sich zu nahe ans Wasser wagten, packten ihre Opfer, zerrten sie ins Wasser und ertränkten sie.

Molche oder Salamander
Nach Ansicht von Wissenschaftlern, die sich 1976 an einer viermonatigen Forschungskampagne im Loch Ness beteiligt haben, könnte „Nessie“ ein Molch oder ein Salamander sein. Sie registrierten bei der Sonar-Erkundung des Sees „große sich bewegenden Objekte “, die mit den bisherigen zoologischen Erkenntnissen über die Tierwelt vom Loch Ness nicht erklärbar sind.

Störe
Der schottische Naturforscher Adrian Shine, Koordinator des wissenschaftlichen „Loch Ness and Morar Project“ und Designer einer multimedialen „Nessie“-Ausstellung in Drumnadrochit, wies 1993 in der Zeitschrift „Scottish Naturalist“ dar-auf hin, dass die Sichtungen von „Nessie“ teilweise auf Störe zurückgeführt werden könnten. Solche mehr als 3 Meter langen und durch ihre Kielschuppen auf dem Rücken etwas an den Schuppenkamm einiger Reptilien erinnernde Fische drängen in britische Flüsse ein, um dort zu laichen. Der bisher größte Stör der Welt wurde in Russland gefangen: Er war mehr als 8 Meter lang und über 200 Jahre alt!

Tintenfisch
Riesige Tintenfische – wie Kraken oder Oktopoden – werden heute kaum noch ernsthaft als Kandidaten für das „Loch-Ness-Monster“ diskutiert, da sie nur im Meer vorkommen und Loch Ness ein – allerdings mit dem Meer in Verbindung stehender – Süßwassersee ist. In den frühen 1920-er Jahren nährte der Fund eines etwa 9 Meter langen jugendlichen Tintenfisches an der Küste der kanadischen Provinz Nova Scotia vorübergehend das Gerücht, „Nessie“ könne ein solches Tier sein. 1930 vertrat der amerikanische Zoologe William Beebe (1877–1962) die Theorie, das „Loch-Ness-Monster“ sei ein Tintenfisch. Als größter Tintenfisch gilt der bis zu 18 Meter lange Riesenkrake Architheuthis, der eine Länge bis zu 18 Metern erreicht.

Welse, Fluss- oder Seedelphine und Lurche
Der Stuttgarter Wirbeltierpaläontologe Dr. Rupert Wild schließt nicht aus, dass es sich bei den Sichtungen im Loch Ness um große Welse, Fluss- oder Seedelphine, die ähnlich wie vorzeitliche Fischsaurier (Ichthyosaurier) aussehen, oder um große Lurche handelt. Welse erreichen eine Länge bis zu mehr als 3 Metern.

Monster-Aale
Der schwedische Kryptozoologe Jan-Ove Sundberg meint, „Nessie“ sei mit einem „Monster-Aal“ verwandt. Er vermutet im Loch Ness etwa 30 solcher Tiere. Manche Augenzeugen wollen dort weiße Aale mit Mähnen gesehen haben. Kryptozoologen glauben, es gebe in manchen Gewässern mehr als 30 Meter lange Riesenaale, seit 1930 das Forschungsschiff „Dana“ eine ungewöhnlich große Aallarve entdeckt hat. Riesige aalähnliche Seemonster wurden im Loch Suaninbhal in Schottland und im Lough Graney in Irland gesichtet.

Enten und Kormorane
Zumindest ein gewisser Teil der „Nessie“-Sichtungen ist auf fehlgedeutete Beobachtungen von Wasservögeln zurückzuführen. Oft wurden Enten oder die von ihnen im See erzeugten Wellen als langhalsige Monster verkannt. Auch Kormorane hat man bereits irrtümlich für Seeungeheuer gehalten

Seehunde, Seekühe und Wale
Oft wurde spekuliert, „Nessie“ könne ein Seehund, eine Seekuh oder ein Wal mit einem langem Hals sein. Der belgische Kryptozoologe Bernard Heuvelmans (1916–2001) vertrat 1965 die Hypothese, bei „Nessie“ und anderen Seeungeheuern könnte es sich um eine langhalsige Seekuh handeln, die er Megalotaria longocollis nannte. Auch der Autor Peter Costello meinte 1974 in seinem Buch „In Search of Lake Monsters“, das „Loch-Ness-Monster“ sei eine langhalsige Seekuh.

Fischotter, Seehunde, Rehe und Wasservögel
Der schottische Naturforscher Adrian Shine wies darauf hin, dass Augenzeugen leicht Dinge falsch interpretieren oder unbewusst ihre Phantasie zu Hilfe nehmen. Zum Beispiel könnten Fischotter oder aus dem Meer eingewanderte Seehunde als „Nessie“ verkannt werden. Sogar Rehe seien schon beim Schwimmen im Loch Ness beobachtet worden. Schwimmende Wasservögel hielte man gelegentlich für langhalsige Seeungeheuer.

Baumstämme
Die Beobachtungen von „Nessie“ werden von manchen Forschern mit im Loch Ness umhertreibenden Baumstämmen erklärt. In solchen Stämmen befände sich teilweise verrottendes Schilfgras, das durch austretende Gase zu einem Rückstoß-Antrieb führe.

Unterwasserwellen
Der schottische Naturforscher Adrian Shine erklärte angebliche Sonarkontakte mit „Nessie“ durch Reflexion der Schallwellen an den Schwimmblasen von Fischen oder vom Grund aufsteigende Gasblasen, die Schallwellen zurückwerfen können. Loch Ness weise eine Wasserschichtung mit warmem Oberflächenwasser und sehr kaltem Wasser in der Tiefe auf. Shine will an der Grenzschicht zwischen beiden Wasserkörpern große Unterwasserwellen ausgemacht haben, die für sehr starke Sonarkontakte mancher „Nessie“-Jäger oder auch für ungewöhnliche Wasserbewegungen an der Oberfläche verantwortlich sein könnten.
Holzstücke auf dem Wasser könnten laut Shine durch solche Wellen gegen den Wind vorangetrieben werden. Sogar für vollkommen rationale Betrachter sehe es dann so aus, als würde etwas gegen die Strömung schwimmen.

Erdbeben
Der italienische Geowissenschaftler Luigi Piccardi aus Florenz vermutete im Jahre 2001 bei der Tagung „Earth System Process“ in Edinburgh, die Sichtungen des legendären „Loch-Ness-Monsters“ könnten mit Erdstößen zusammenhängen. Loch Ness liege an der so genannten Great Glen-Verwerfung, einer heute noch geologisch aktiven Zone, die zuletzt 1901 für ein Erdbeben der Stärke fünf verantwortlich war.
Nach Ansicht von Piccardi würden Gase aufgrund der Erschütterungen der Erdkruste aus den Tiefen unterhalb vom Loch Ness entweichen und zu typischen Geräuschen und Wasserbewegungen führen. Es sei kein Zufall, dass das Ungeheuer meistens im Norden des Sees gesichtet worden sei, denn dort sei die seismische Aktivität am stärksten.
Besonders wenn Gase aus der Tiefe des Sees nach oben stiegen, könnten auch jene Blasen auf der Wasseroberfläche entstehen, die für die typischen „Buckel“ von „Nessie“ gehalten worden seien. Bei einigen dokumentierten Beobachtungen solcher Phänomene lasse sich auch nachweisen, dass kurz darauf die Erde gebebt habe.
Piccardi hatte früher bereits auf ähnliche Zusammenhänge in der griechischen Mythologie hingewiesen. Er vermutete, die Priesterin Pythia, die auf einem Dreifuß über einer Felsspalte saß und das vieldeutige Orakel von Delphi stammelte, könnte durch Dämpfe zu ihren Visionen angeregt worden sein.
Piccardis Theorie, die „Nessie“-Sichtungen könnten mit Erdbeben zusammenhängen, stößt in der Fachwelt aber nicht nur auf Anerkennung. Hilary Haeson vom „British Geological Survey“ stufte diese These als unhaltbar ein, weil – unter anderem – die von Piccardi erwähnte Verwerfung keine nennenswerte Erdbebenquelle sei.

Froschmann
Auch Zeitgenossen mit einem Faible für Geheimdienste haben für das „Loch-Ness-Monster“ eine Erklärung parat: Sie glauben, britische „M-16“-Froschmänner seien beim geheimen Training im Loch Ness gesichtet und irrtümlich für Seeungeheuer gehalten worden.

Unterseeboot
Es hieß auch schon, das „Loch-Ness-Monster“ sei gar kein Tier, sondern in Wirklichkeit ein japanisches Unterseeboot in geheimer Mission gewesen.

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